Neulich auf einer Fahrt durch Hamburg:
„Wir gehen nicht Shoppen,
Wir kaufen uns glücklich!“
Zunächst einmal suggeriert der Ausspruch einen Zustand des Glücklichseins, der durch „Kaufen“ erreicht werden könne. Ohne in eine Diskussion, was Glück sei, tiefer einzusteigen, erscheint glücklich als Seins-Zustand fraglich. Vielmehr sollte man wohl Glück als Moment des Da-Seins interpretieren.
Diese Interpretation zumindest spräche für die Möglichkeit des Hamburger Ausspruchs: Kaufen ist der Moment in dem sich das Begehrte, welches (noch) nicht verfügbar ist, sich erfüllt, in dem es verfügbar wird, das eigene wird. Es ist die Spannung, die sich vor dem Moment des Kaufens aufgebaut hat, die sich gleichsam entlädt und dadurch zum Glücksmoment werden kann. Persönliche Träume, Sehnsüchte, die in den Gegenstand des Begehrens projiziert wurden, solange er nicht verfügbar war, scheinen sich zu realisieren, erleben zumindest einen Moment der Vorstellung ihrer Realisation. Kurz, Kaufen – als Koitus Emptionis.
Natürlich trägt auch das Moment des Kaufens eine Tendenz zur post-koitalen Depression oder Ernüchterung in sich. Ist der Gegenstand der Begierde erst verfügbar, so erden sich die Projektionen, Sehnsüchte und Träume in den Niederungen der alltäglichen Verrichtungen mit dem einst begehrten Gegenstand. Schnell stellen sich seine Beschränkungen, seine Unvollkommenheiten, seine Untauglichkeiten heraus. Im besten Falle bleibt vielleicht die Freude seines Gebrauchs eine Weile bestehen.
Nun war „Shoppen gehen“ schon immer der Idee verbunden, es hätte einen Wert aus sich heraus, man können einen emotionalen Gewinn aus der Tätigkeit des Kaufens selbst erzielen, unabhängig von gekauften Gegenstand, im besten Falle zusätzlich. Mit „Laß’ uns shoppen gehen“ ist per se der Gedanke verbunden, Befriedigung aus der Tätigkeit des Kaufens, nicht aus dem Kauf selbst, zu ziehen. Insofern erscheint der Hamburger Ausspruch zudem noch in sich widersprüchlich.